Bereits seit 2005 arbeitet Martin Rosner an seinem Bilderzyklus »cell-phone« und erforscht damit schon zu Beginn des Entstehens dieser neuen Kunstform deren Charakteristika.

Ganz bewusst spielt Martin Rosner mit der vermeintlich »unperfekten« technischen Aufnahmequalität von Kameras in Mobiltelefonen, die er durch das große Bildformat noch übersteigert und so eine ganz eigene »Bildmagie« erschafft.

Als Referenz zum »Handy-Display« werden die Bilder zwischen zwei Polycarbonat-Platten präsentiert.

Bildserien

cell-phone draussen

cell-phone drinnen

cell-phone nacht

»Rosner war also schon zu Beginn des Entstehens dieser neuen Kunstform mit dabei, die heute mit ihren Charakteristika, der Fotografie und dem Kunstschaffen mit Hilfe des Mobiltelefons, als arrivierte Kunstform im Bereich der Medienkunst gilt.

Die winzigen Handyfotos vergrößert Martin Rosner bis auf das Zweihundertfache der Displaygröße. Es entstehen großformatige Fotografien, unscharf und pixelig. Doch gerade darin liegt der besondere ästhetische Reiz. Wenn man nahe an seine großformatigen Fotografien herantritt, so sieht man die millimetergroßen Pixel, die das Gesamtbild ergeben. Tritt man einige Schritte zurück, so wird das Bild als Ganzes begreifbar und erscheint mit seinen weichen Farbübergängen etwas unscharf, was ihm einen teilweise schon mystischen Charakter verleiht.

Die Aneinanderreihung der Farbpixel oder Punkte entdeckten die Künstler bereits in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts für sich. Um den Hauptvertreter Georges Seurat entstand eine neue Stilrichtung der Malerei, nämlich der Pointillismus. Die Maltechnik des Pointillismus beruht auf dem Simultankontrast von benachbarten Farben. Das ganze Bild besteht aus kleinen regelmäßigen Farbtupfern in reinen Farben. Der Gesamt-Farbeindruck einer Fläche ergibt sich aber erst im Auge des Betrachters und aus einer gewissen Entfernung.

Durch optische Verschmelzung sowie additive Farbmischung formen sich die Farbpunkte zu Gestalten. Eben dies geschieht bei Rosners Fotografien mit den quadratischen ›Bildpunkten‹, den einzelnen Pixeln.

Typisch für den Pointillismus ist außerdem der streng geometrisch durchkomponierte, oft ornamental wirkende Bildaufbau. Auch bei den Arbeiten von Martin Rosner erkennt man mühelos die wohldurchdachte Komposition seiner Bilder.

Vom Sujet her erinnern die Fotografien stilistisch an die, in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstandene, Neue Sachlichkeit. Entwickelt hat sich diese Stilrichtung aus dem Wunsch nach einer stringent objektiven Bildsprache heraus, die sich durch ein hohes Maß an Nüchternheit des Fotografen gegenüber seiner Motive auszeichnet. Rosners rationale Nüchternheit begegnet uns in seinen Motiven, meist menschenleere Außen- oder Innenräume, die er perfekt in seinen Fotos zu inszenieren versteht. So sehen wir in seinen Bildern eine fast schon enigmatische Leere, die den Betrachter zum Nachdenken bringt.

Die beeindruckenden Arbeiten Rosners, die aus seiner bemerkenswerten persönlichen, fotografischen Wahrnehmung heraus entstanden sind, müssen vom Betrachter genau und vor allem aktiv betrachtet werden. Durch Nähe und Distanz der Fotografien kann der Rezipient so immer wieder neue spannende visuelle Erfahrungen machen.«

Isabelle Lesmeister
Kunsthistorikerin M.A.

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