Martin Rosner und Andy Scholz präsentieren das »Festival fotografischer Bilder«. Das Event soll die Städtische Galerie als »Forum für Fotografie« etablieren.
Derzeit erregt die FotoBiennale in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg mit zahlreichen Ausstellungen mediale Aufmerksamkeit. Vielleicht auch, weil fotografische Bilder heute überall, immer und in unglaublichem Ausmaß präsent sind, unser Leben beeinflussen und ihre Manipulierbarkeit und Bearbeitung Programm ist.
Der letzte Schrei: Gesichtserkennung per iPhone. Fotos sind ein Informations- und Kommunikationsmedium, das uns im öffentlichen, im privaten, und politischen und im Unterhaltungs-Raum ständig bombardiert und beeinflusst, und ohne das man gar nicht mehr auszukommen meint.
Bilder treten mit ihrer optischen Suggestivität und künstlichen Emotionalität an die Stelle sprachlich differenzierter Informationen und argumentierender Diskurse, ohne sie doch ersetzen zu können. Was bedeutet das für die Demokratie? Dies ist nur eines von vielen Problemen fotografischer Bilder heute, ihrem Wahrheitsanspruch und Wirklichkeitsgehalt
Und in Regensburg? Eine wichtige und schöne Sache findet hier vom 26. bis 28. Oktober statt. Das »Festival fotografischer Bilder«. Titel: »Die Allgegenwart fotografischer Bilder«. Im Zentrum steht ein hochkarätig besetztes, öffentliches Symposium über Macht und Funktion von Fotografie heute. Was machen die Fotos mit uns? Was machen wir mit ihnen? Was ist ein künstlerisches Foto, zumal wenn es nicht viel anders aussieht als ein Amateurfoto? Das Festival verdankt sich den privaten Initiatoren, Martin Rosner und Andy Scholz, die es ausgearbeitet, die vortragenden und diskutierenden Experten kompetent ausgewählt und es in Zusammenarbeit mit Kulturamt und Museen der Stadt organisiert haben. Veranstaltungsort ist die Städtische Galerie.
Ein Artikel war der Anstoß
Bereits 2012 veranstaltete Martin Rosner eine erste Tagung zur zeitgenössischen Fotografie. Den Anstoß zum Symposium 2017 lieferte für ihn, wie er sagt, ein Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung. »Regensburg als Stadt der Fotografie«, titelte unser Blatt im Juli 2016 nach einem Beschluss des Kulturausschusses der Stadt. Einstimmiger Wunsch des Ausschusses war es, Regensburg als Fotostadt besonders zu positionieren und hier Schwerpunkte zu setzen. Das Festival soll zudem die Kunstsammlungs-und Kunstausstellungs-Institution Städtische Galerie »als Forum für Fotografie in Regensburg etablieren«, so steht es im Ausstellungsprogramm der Museen der Stadt Regensburg.
Solch ein umfangreiches Vorhaben ist begrüßenswert, aber auch ein weites, offenes Feld. Mit dem Symposium gehe es auch um einen Blick über den Tellerrand, sagt Rosner. Die Fragen nach dem Stellenwert fotografischer Bilder heute sind dringlich und vielschichtig. Medientheoretiker, Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher kommen jeweils zu Wort. Das Symposium wendet sich an die Öffentlichkeit und natürlich an Künstler, Galeristen, Museumsleute. Es soll künftig regelmäßig stattfinden.
Unmittelbarer Anlass für die Stadt, ein Zentrum für Fotografie einzurichten, war, wie man hört, die geplante Erwerbung der Fotografie-Nachlässe von Horst Hanske und Helga Weichmann-Schaum. Vereinzelt und unsystematisch befindet sich ja bereits Fotografie aus der Region Ostbayern in der Kunstsammlung der Städtischen Galerie, zum Beispiel Exponate des Ambergers Erich Spahn. Die Sammlung aber könnte kompetent erweitert, themenbezogen präsentiert und durch externe Foto-Ausstellungen ergänzt werden.
Unter den Referentinnen des Symposiums wird übrigens die Leiterin der Fotoabteilung der Münchner Pinakothek der Moderne sein. Fotografie ist seit langem ein Medium der Kunst, die Preise sind oft enorm.
Fließende Übergänge zur Kunst
Über Kriterien, die ein Bild zu einem künstlerischen machen, wird noch zu reden sein, die Übergänge sind fließend, zeit- und trendabhängig, viele Künstler nutzen die Fotografie, arbeiten oft mit vorgefundenen AmateurFotos, der Kanon erweitert sich ständig. Fotografen, deren Werke in Kunstsammlungen hängen, sind nebenher im nichtkünstlerischen Fotobereich tätig. Es gibt hier Ambivalenzen und Befruchtungen. Innovationen etwa in der Mode- oder Industrie-Fotografie wurden vom Kunstsektor vielfach geadelt.
Auch Regensburg und die Region haben etliche interessante künstlerisch tätige Fotografen. Um nur einige zu nennen: die sehr konzeptuell arbeitende Eveline Kooijman, Martin Rosner, dem es immer auch um den Raum in der Fläche geht, Jürgen Bergbauer aus Straubing, der in thematischen Serien arbeitet, oder Olaf Unverzart, der in Cham aufwuchs und internationales Format hat. Der Fotograf Micheal Bry ist Träger des diesjährigen Regensburger Kulturpreises, sein Archiv liegt in den Händen des Kunstforums Ostdeutsche Galerie.
Die hiesigen Kunstvereine und Galerien zeigen regelmäßig Foto-Kunst. Auch in der größten Unternehmenskunstsammlung Ostbayerns, derjenigen der Sparkasse Regensburg, steht die regionale Fotografie gut da. Ein künftiges Zentrum für Fotografie ist dazu angetan, zusammen mit der Öffentlichkeit den Diskurs über das fotografische Bild zu intensivieren. Das Festival mit seinem Symposium bietet solch eine Plattform.
Der Regensburger Martin Rosner studierte unter anderem an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie München. Er arbeitete zehn Jahre im Bereich der wissenschaftlichen und medizinischen Fotografie sowie der Computergrafik. Derzeit ist er als Dozent an verschiedenen Bildungseinrichtungen und als Kommunikationsdesigner tätig. Und hat sich vor allem als künstlerischer Fotograf einen Namen gemacht.